Alle Konzepte und Inhalte der europäischen Geistesgeschichte wurden entweder von den Denkern der griechischen Antike selbst formuliert, gehen auf diese zurück oder heben sich ausdrücklich von dieser ab. Die verschiedenen Möglichkeiten der Formulierung und Beantwortung von Fragen, die in Wissenschaft, Kunst, Politik und Philosophie traditionell und aktuell als zentral und prägend angesehen wurden und werden, stammen entweder aus der griechischen Antike selbst oder wurden aus der Auseinandersetzung mit ihr entwickelt. Die Kenntnis der griechischen Kultur und Literatur besitzt daher keinen unverbindlichen Bildungswert, sondern ist für die Beschreibung unseres eigenen geistigen Standorts unverzichtbar.
Es ist ein Hauptmerkmal der griechischen Literatur, Fragen und Problemstellungen so zu formulieren, dass sie auch und gerade junge Menschen leicht auf ihr eigenes Leben und ihre eigene Zeit beziehen können. Ein Grund dafür ist, dass sie gleichsam am Anfang der europäischen Diskussion dieser Probleme steht und sich diesen – wie junge Menschen auch - zum ersten Mal in grundsätzlicher Weise stellt.
Die griechischen Autoren erweisen sich immer wieder als Menschen, die sich in ihrem Leben offensichtlich mit den gleichen Grundfragen beschäftigten, die auch uns heute nicht loslassen: Was ist das Gute? Was ist das Glück? Wo sind die Grenzen menschlichen Handelns?. Entsprechend liegt der Hauptakzent des Unterrichts von Anfang an auf den ideen- und kulturgeschichtlich relevanten Inhalten, die durch die griechische Literatur vermittelt werden.
Der Griechischunterricht dient der Förderung folgender Fähigkeiten:
Es ist ein Hauptmerkmal der griechischen Literatur, dass gegensätzliche Standpunkte im Dialog aufeinandertreffen und dort entwickelt werden (z.B. von Sokrates und seinen Gesprächspartnern). Dabei können die Leser weitgehend frei von Deutungsvorgaben Positionen gegeneinander abwägen und bewerten.