Am Dienstag, den 21.03.2006, war es endlich soweit. Nachdem die italienischen Austauschschüler drei Wochen zuvor eine erfahrungsreiche Woche bei uns deutschen Teilnehmern verbracht hatten, war es nun Zeit für unseren Teil der Reise. Nach drei ziemlich langen Schulwochen, in denen wir noch einige Klausuren zu bewältigen hatten, waren nun alle sowohl gespannt auf Palermo und seine Kulturstätten, als auch auf die italienische Art zu leben. Aufgrund einer Zwischenlandung in Mailand inklusive Flugwechsel war der Hinflug jedoch sehr anstrengend und der starke Regen, der uns prasselnd und plätschernd in Palermo begrüßte, trug auch nicht gerade zur Entschädigung bei.
Als wir endlich mit unseren Koffern beladen die Ankunftshalle betraten, bis auf einen Koffer waren alle Gepäckstücke mit uns in Palermo angekommen, wurden wir jubelnd von unseren Austauschschülern und deren Familien empfangen und all die Müdigkeit war mit einem Schlag fort. Die lächelnden und freudigen auf uns einredenden Gesichter machten uns klar: "Hey, wir sind in Italien!"
Wir begleiteten unsere Gastfamilien nach Hause. Dort wurden dann unsere Zimmer bezogen und da laut Wochenplan für diesen Abend nichts vorgesehen war, folgten wir der Einladung zu einer "cena", bei der uns die Mutter einer der Italienerinnen mit klassischen Spaghetti Pomodoro bekochte und etwas gewöhnungsbedürftige "Pizza con Wurstel" servierte.
Am nächsten Tag hatten alle um 8.00 Uhr pünktlich mit ihren Austauschschülerinnen im Unterricht zu erscheinen. Die Pünktlichkeit der Schüler wird dort groß geschrieben; wer nach acht Uhr das Schulgebäude betritt, der muss den Schuldirektor und anschließend seinen Lehrer/ seine Lehrerin persönlich darum bitten, am Unterricht noch teilnehmen zu dürfen.
Als kleine Reisegruppe machten wir uns dann am selben Tag auf den Weg zu einem Spaziergang durch die wunderbare Innenstadt. Phönizische, arabisch-normannische, byzantinische und spanische Einflüsse prägen die Stadt und machen das Gesamtbild einmalig und kostbar. Wir liefen von der Kathedrale, die direkt gegenüber unserer Schule über einen großen Platz wachte, unter die Porta Nuova bis hin zum Palazzo Reale, in dem heute das Regionalparlament von Sizilien tagt. Wir konnten nie genug davon kriegen, alles Mögliche mit unseren Digital-Kameras einzufangen. Man fühlt sich dort wie in einem Film mit einer sehr schönen und aufwendigen Kulisse.
Neben den Stadttouren standen natürlich auch Ausflüge in die Provinz Palermos auf dem Plan und so besuchten wir die archäologischen Kulturstätten von Segesta und Selinunte. Erstere hat ein wunderschönes kleines Amphitheater mit einem Panoramaausblick und einen dachlosen (ob nun beabsichtigt oder nicht, ist nicht ganz klar) Tempel zu bieten; angeblich gebaut von Flüchtlingen aus Troja. Selinunte ist ein kleiner Ort am Meer, an dem wir die mit acht Tempeln bebaute, größte archäologische Ausgrabungsstätte Europas bewundern konnten.
Am interessantesten jedoch für uns war das Miteinander, der Austausch mit unseren Italienerinnen. Die Missverständnisse, die z.B. aufgrund der Sprachbarriere zustande kamen, brachten uns einerseits zur Weißglut, andererseits mussten wir teils vor Lachen weinen, und sie verschafften uns somit unvergesslich Momente. Beispielsweise beim Bestellen von Pfirsich-Eistee (italienisch eigentlich ice tea con pesca), sollten wir uns entscheiden, ob wir ihn zum "Hier-Essen" oder Mitnehmen bzw. mit Ketchup oder Mayo wollten. Wir befanden die italienischen Essgewohnheiten für komisch, bis wir bemerkten, dass "Eistee con pesce", wohl nicht mit Pfirsich, sondern eher was mit Fisch zu tun hatte.
Nichtsdestotrotz war es eine einzigartige Woche mit unglaublichen Erfahrungen und unvergesslichen Erinnerungen fürs ganze Leben.
Müde und erschöpft, aber auch zufrieden und glücklich, landeten wir am 29.03.2006 am Frankfurter Flughafen.