Eine andere Art von Schüleraustausch
Florenz trifft Frankfurt auf einer musikalischen Ebene.
Von Raffaella Sgrosso Velten und Dr. Helmut Bartel
„Jedesmal, wenn ich Gelegenheit hatte, Fremde oder Italiener aus anderen Regionen zu diesen Höhen zu fahren, fanden sie nur ein einziges Wort, um die ungeheure Vielfalt das Panoramas, der Empfindungen und der Wertschätzung auszudrücken: ‚Schön! Schön! Schön!’, unzählige Male und in unterschiedlichen Tonanlagen wiederholt, manchmal zwischen den Zähnen hervorgestoßen, doch man weiß, dass, wer hier ‚schön’ sagte, eine andere Schöne im Sinne hatte und, wie alle Liebenden, keine größere Schönheit zulassen konnte als die seiner eigenen Liebe und nur kurz von einem Verdacht beunruhigt wurde; das Wort schwillt in der Erinnerung und mit gerechtem Stolz zu einem herrlichen Chor an, oder besser noch zu einer vielstimmigen Symphonie harmonisch wie die Hügel von Florenz“.
Aldo Palazzeschi
In diesem Schuljahr fand zum ersten Mal ein Schüleraustausch mit dem altsprachlichen Gymnasium Liceo Classico Michelangiolo in Florenz statt.
Das Liceo Classico Michelangiolo (www.liceomichelangiolo.it) dessen Gründung mehr als 100 Jahren zurückliegt, ist eine Schule mitten im historischen Zentrum von Florenz.
Eine Schule, an der Tradition und Moderne sich miteinander verbinden, an der Innovation und zeitgemäße Unterrichtsangebote auf einer soliden klassischen Basis entstehen.
Es war ein besonderer Austausch mit Schwerpunkt Musik, eine Begegnung zwischen zwei Kulturen, zwei (oder mehreren) Sprachen, zwei Arten zu musizieren und Musik zu erleben.
„Wo sind meine Noten? Wie sollen wir uns setzen? Ich habe keinen Notenständer! Er dirigiert ganz anders!“
Es war ein weiter Weg heraus aus dem üblichen Orchesterbetrieb mit Schulkonzerten und kleinen Feierstunden in der Aula bis zum Auftritt in einem schönen Palast in Florenz, in dem schon Mozart aufgetreten war.
Mit italienischen Instrumentalisten an einem Pult zu sitzen – da ließen sich deutliche Unterschiede ausmachen: schon allein im Beachten der Stricharten! Am Ende aber entwickelte sich ein harmonisches gemeinsames Musizieren, am deutlichsten erkennbar als Teile aus der h-moll-Suite von Johann Sebastian Bach mit der „flauta italiana“ (Anita Olivieri)und unserer „flauta tedesca“ (Gianna Gelhar) gespielt wurden. Die beiden Solistinnen mussten sich weniger über musikalische Dinge streiten, als vielmehr entscheiden, in welcher Sprache kommuniziert wurde: beide konnten sich sowohl auf Deutsch als auch auf Italienisch gut verständigen!
Und was hat die Fahrt noch gebracht? Was ist noch herausgekommen? Von dem Besuch in Siena mit dem Dirigenten Massimo brachten wir eine „Kindersinfonie“ des dortigen Konservatoriumsleiters mit, die nun unser Kleines Orchester übt und aufführen wird.
Alle mitfahrenden Orchestermitglieder haben die Tage sehr genossen und überlegen schon: Sylt, Florenz, wo geht es das nächste Mal hin?
Teil(2)