Für Miriam, Michael und Henry Israel ist es der erste Besuch nach vielen Jahren in ihrer Geburtsstadt Frankfurt am Main. Bis zur Machtübernahme durch die Nazis hatten sie mit ihrer Familie dort ein fast normales Leben geführt.
Sie haben die Einladung der Stadt Frankfurt/M. angenommen und haben auch den Ort aufgesucht, wo ihre Eltern zur Schule gegangen waren. Es war die Samson–Raphael-Hirsch-Schule, die dort stand, wo heute der Neubau unserer Schule ist.
Frau Israel, die in England lebt, hat mit ihren beiden Brüdern vorn am Lehrertisch Platz genommen und erzählt den Schülern des Geschichtskurses von Frau Ochs, wie ihr Vater sie während der Pogromnacht mit auf den Balkon ihrer Wohnung nahm und sie auf die brennende Synagoge schaute. Dieses Bild habe sich bei ihr für immer eingeprägt.
Sie stellt die Frage, wie so etwas passieren konnte, kämpften doch die Großväter im Ersten Weltkrieg für Deutschland. Ein Schüler möchte wissen, wie es ist, nach so langer Zeit nach Deutschland zu kommen. Es sei kein "guilt trip" betont einer der Brüder und sie seien überall herzlich aufgenommen worden. Die Besucher fragen die Schüler, ob und was ihnen ihre Großeltern vom zweiten Weltkrieg erzählt haben, aber da gibt es kaum eine Antwort.
Anschließend sitzen die Gäste noch eine Weile im Lehrerzimmer des Altbaus zusammen.
Ralf Penglis mit Jeanette, und Estelle und Max Dzienciol, die im Unterricht bei Frau Hofmann waren, um mit Schülern ihres Kurses zu sprechen, sind dazugekommen. Es gibt einen koscheren Imbiss. Die Zutaten hat die Kollegin Iris Hofmann beim benachbarten Aviv in der Hanauer Landstraße besorgt.
Schulleiter Thomas Mausbach, der wie in jedem Jahr, wenn ehemalige Frankfurter als Zeitzeugen in die Schule kommen, anwesend ist, begrüßt die Gruppe. Er erzählt den Kindern der ehemaligen Samson-Raphael-Hirsch-Schüler, wie enttäuscht die Besucher, die noch zur ersten Generation gehörten, waren, als sie nichts von ihrer alten Schule vorfanden, nur die Gedenktafel. Aber dann entdeckten sie die Kastanie auf dem Schulhof, die schon zu ihrer Schulzeit dort war.
Und Thomas Mausbach erzählt ihnen auch, dass die Kastanie ein wichtiger Punkt beim Bau der neuen Turnhalle war. Sie behielt natürlich ihren Platz. Auch habe der Architekt Turkali die Turnhalle so geplant, dass der Blick auf sie fällt.
Mit koscherem Sekt wird angestoßen und irgendwann müssen die Besucher aufbrechen, denn der nächste Programmpunkt wartet.