Protokoll zu Klassenfahrt nach Berlin von 13. bis 17. Oktober 2014
Montag, 13. Oktober: Tag eins
6.45 Uhr
Aufregung vor dem Heinrich-von-Gagern-Gymnasium: Schwer bepackt stehen die Schüler der Klasse Ea in kleinen Grüppchen vor dem Bus und warten gespannt darauf, dass sich die Türen des Fahrzeugs öffnen.
7.05 Uhr
Endlich sind alle eingetroffen. Nachdem sich jeder von seinen Eltern und Geschwistern verabschiedet hat (manch einer schweren Herzens, bei anderen schien es eher so, als würde ihm eine Last abfallen), kann es losgehen!
15 Uhr
Ankunft im Meininger-Hotel in Prenzlauer Berg, Berlin. Nach dem Besprechen von Organisatorischem mit dem Klassenlehrer und nach dem Bezug der Zimmer – die etwas klein sind, aber eine schöne Aussicht bieten – macht sich die Klasse zum Mauerpark auf. Während eines wunderschönen Sonnenuntergangs werden viele Fotos geschossen. Es stellt sich heraus, dass Herr Ortmanns echt fotogen ist. Keiner lässt sich die Chance entgehen, mit ihm ein Selfie zu machen.
19 Uhr
Nach dem Erkunden des Viertels versammeln sich alle zum gemeinsamen Abendessen im Speisesaal.
Dienstag, 14. Oktober: Tag zwei
9.30 Uhr
Eine freundliche Frau empfängt uns im Bus. Mit ihr als Stadtführerin fahren wir kreuz und quer durch ganz Berlin. Sie macht uns mit den schönsten Straßen, den wichtigsten Gebäuden und den besten Currywurst-Buden vertraut. Wir machen einen kurzen Halt am Mahnmal, das an die Zeit des Holocaust erinnern soll. Die vielen grauen Steine sollen der über sechs Millionen ermordeten Juden gedenken.
14 Uhr
Nach einer Mittagspause, in welcher jedem selbst überlassen ist, was er tut, besuchen wir den Bundestag. Ein Mann im Anzug zeigt uns, wo die Abgeordneten der jeweiligen Parteien sitzen und erläutert uns die Funktionen und die Aufgaben des Parlaments.
Später Nachmittag
Besichtigung der East Side Gallery direkt an der Spree. Die mit Graffiti besprühte Wand sieht zum Teil sehr schön aus und wirkt auf mich wie Kunst – nicht wie eine Mauer, die Tausende von Menschen von ihren Familien und Freunden trennte.
20 Uhr
Ankunft im Matrix. Hier findet eine Party für alle möglichen Schülerinnen und Schüler statt, die zur Zeit auf Klassenfahrt in Berlin sind: 1600. Diese Menge sorgt dafür, dass es in der Disco laut, heiß und wild zugeht. Mir gefällt der Abend sehr gut, da das Matrix ein richtiger Hauptstadt-Club ist und nicht irgendeine Kinderanimation, was viele erwartet haben.
Mittwoch, 15. Oktober: Tag drei
10.10 Uhr
Wir laufen zum Historischen Museum. Nach der Ankunft in dem prunkvollen Gebäude werden wir in Gruppen aufgeteilt und herumgeführt. Meine Gruppe beschäftigt sich mit dem deutschen Kaiserreich. Ein netter Mann zeigt und erklärt uns verschiedene Gemälde, die wir interpretieren sollen. Mir gefällt die Führung, weil man sein eigenes geschichtliches Vorwissen gut einbringen kann.
15 Uhr
Besuch des Technikmuseums. Diesmal haben wir keine Führung, sondern dürfen uns frei bewegen. Ich persönlich finde das Museum etwas langweilig, aber mir fällt auf, dass sich andere interessierter zeigen.
19.30 Uhr
Nach einem freien Nachmittag sinkt die Klasse in die gepolsterten Sessel im Berliner Ensemble. Das Theater ist wunderschön, der Saal wirkt riesig und majestätisch auf uns. Besonders der Kronleuchter an der Decke verleiht dem Haus etwas Elegantes und Edles. Lessings Stück „Nathan der Weise“ mag zwar so manch einen in den Schlaf lullen, für mich ist es trotzdem eine tolle Erfahrung: Ich war noch nie vorher in einem so großen und bekannten Theater. Ich denke, das geht vielen so.
Donnerstag, 16. Oktober: Tag vier
10 Uhr
Ein älterer Herr führt uns durch die kleinen Zimmer des Mauermuseums am Checkpoint Charlie, deren Wände voll sind mit Bildern und alten Fotografien aus dem ehemals geteilten Deutschland. Sie zeigen Menschen, die in Koffern über die Grenze geschmuggelt werden; mutige Menschen, die sich trauen, Schilder hochzuhalten, auf denen Sprüche stehen wie „Gebt mir meine Kinder zurück!“ oder „Wann darf ich meine Freundin wiedersehen?“ Das alles beeindruckt mich tief und ich verlasse das Museum mit dem Gedanken, dass sich kein Mensch auf Dauer einsperren lässt.
16.30 Uhr
Wir kommen an der Gedächtnisstätte Hohenschönhausen an. Das ehemalige DDR-Gefängnis wirkt allein schon von außen bedrückend und trist auf uns. Als dann aber die Führung beginnt und wir in die Zellen gelassen werden, sind wir von dem Anblick schockiert. In den winzigen Räumen gibt es meist kein Fenster und durch die schweren Türen dringt kaum Luft. Der Mann, der uns führt, war selbst mit 31 Jahren Gefangener der Stasi. Er erzählt uns, dass es in den Zellen entweder viel zu kalt oder viel zu warm gewesen sei. Er habe jegliches Zeitgefühl verloren und es habe abends nur trocken Brot gegeben. Einmal in der Woche hab es Kohlsuppe gegeben, davon sei er wenigstens satt geworden. Tagsüber habe er nicht auf dem Bett liegen dürfen und zum Waschen und zum Toilettengang habe es jeden Morgen nur zehn Minuten Zeit gegeben. Um sich die Zeit zu vertreiben, habe er sich Gedichte und Reime ausgedacht, sie aber leider nie verschriftlichen können, da ihm nie Stift und Papier gegeben worden sei. Er habe heute noch schwere Schlafstörungen und Probleme, Menschen zu vertrauen.
Mich beeindruckt die Führung. Jeder sollte die Chance nutzen, mit solch einem Zeitzeugen zu sprechen, solange es noch die Möglichkeit dazu gibt.
Freitag, 17. Oktober: Tag fünf
11 Uhr
Die Klasse Ea steigt in den Bus. Hier hat jeder noch einmal Zeit, über die vergangenen Tage nachzudenken.
Ich glaube, jeder hat hauptsächlich positive Erinnerungen an die Klassenfahrt. Mir hat der Donnerstag am besten gefallen, weil mich das Thema DDR sehr anspricht. Ich fand es auch toll, dass wir so viel freie Zeit hatten, in welcher wir die Stadt erkunden konnten. Berlin ist eine sehr interessante Stadt, in der an jeder Ecke Geschichte zu finden ist. Ich werde auf jeden Fall zurückkehren.