Heinrich-von-Gagern-Gymnasium Frankfurt am Main

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Pavel Taussig im Gespräch mit Schülerinnen und Schülern des HvGG (9.7.2015)

Text:
Iris Hofmann
Fotos:
Iris Hofmann
Lena Kustoss
Miriam Kuhn
Letzte Änderung:
14.07.2015
Verantwortliche/r:
Roswitha Winter-Stein

Pavel Taussig im Gespräch mit Schülerinnen und Schülern des HvGG (9.7.2015)

 
„Das große Geheimnis wurde gelüftet: Doch die Eltern erzählten mir nicht, dass es den Weihnachtsmann nicht gab, sondern dass ich ein Jude war und von nun an nicht mehr auf den Spielplatz gehen durfte.“

Am heutigen Tag hatten knapp 70 Schülerinnen und Schüler der Q2 sowie der Klassen 6a und 6c die Gelegenheit, etwas über die Jugend von Pavel Taussig zu erfahren. Dieser berichtete in der Aula des Heinrich-von-Gagern-Gymnasiums über seine Erlebnisse während und nach der Zeit des Nationalsozialismus:

Pavel Taussig wurde am 24. November 1933 als Sohn jüdischer Eltern in Bratislava geboren. Die Eltern waren nicht religiös und ließen ihren Sohn mit Blick auf den zunehmenden Antisemitismus evangelisch taufen. Als sich der Terror gegen die Juden in Deutschland verschärfte und die Gefahr, dass Hitler auch die Tschechoslowakei besetzen würde, größer wurde, traten Pavels Eltern auch zur evangelischen Religion über.
Erst, als die Repressionen gegen Juden immer mehr zunahmen, erfuhr Pavel die Wahrheit. Er erinnert sich noch gut, dass er dachte, dass ihm erzählt werden würde, dass es keinen Weihnachtsmann gibt. Stattdessen teilten die Eltern ihm jedoch mit, dass er laut den Nürnberger Rassegesetze als Jude galt und von nun an nicht mehr auf den geliebten Spielplatz oder ins Kino gehen dürfe.

Im Herbst 1944, Pavel war noch nicht 11 Jahre alt, wurde sine Familie zusammen mit einer anderen Familie auf einen der letzten Transporte nach Auschwitz geschickt.
Während dieser Zeit erlebte Pavel furchtbare Dinge, entging nur mit Glück den Versuchen nationalsozialistischer Ärzte und erlebte den Verlust von liebgewonnenen Mithäftlingen.
In dem Denken, dass er Waise sei, entschied er sich im Januar 1945 dazu, auf einen sogenannten Todesmarsch zu gehen. Pavel gelangte so zu Fuß und in offenen Viehwagons von Auschwitz nach Mauthausen. Vor dort aus wurde er nach Melk geschickt, um dann über Mauthausen nach Gunskirchen zu gelangen, wo er befreit wurde.

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Nach der Befreiung im Mai 1945 wurde Pavel zwei Monate in Österreich behandelt, u.a. wegen Lungentuberkulose, bevor er über Umwege nach Hause zurückkehren konnte. Dort kam es zu einem glücklichen Wiedersehen mit Vater und Mutter. Ein gemeinsames Foto der drei in die Arme eintätowierten Häftlingsnummern der Familie Taussig zeugt von der gemeinsamen Vergangenheit.

Im Anschluss an die bewegenden Erlebnisse stellen die Schülerinnen und Schüler Fragen.
Dabei erläutert Pavel auch, dass er keine Bedenken gehabt habe, im Jahre 1968 (Prager Frühling) in das Land der Täter zu gehen und hier auch keine Anfeindungen erlebt habe. Er fühle sich auch heute noch in Frankfurt wohl.

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Besonders beeindruckend ist es auch, dass Pavel seine auch heute noch klar lesbare Häftlingsnummer B-14328 zeigt, die er in Auschwitz bekommen hat.

Alle Beteiligten sind Pavel sehr dankbar dafür, dass er sich die Zeit genommen hat, über seine Erlebnisse zu berichten.

An dieser Stelle einen herzlichen Dank an Frau van Meerendonk, die den Kontakt zu Herrn Taussig hergestellt hatte sowie an Jan Taussig, der seinen Vater zu diesem Gespräch begleitet hat.

Karte Wege Taussig
Taussig Tatoo
Lagerplan Taussig
Taussig 1939
Taussig 1946
Taussig 1944

 


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