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"Diener zweier Herren"

Letzte Änderung:
29.10.2018
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Text: I.Hofmann, S. Obermöller Bilder: I.Hofmann, S. Obermöller

"Diener zweier Herren"

Die Schülerinnen und Schüler der Q3-Geschichtskurse besuchten heute unter der Leitung ihrer LehrerInnen Hofmann, Kerfin, Obermöller, Raab und Starck die Gedenkstätte Point Alpha in der Rhön.
An diesem Ort ist auch heute noch unmittelbar nachvollziehbar, wie sich am sogenannten "Fulda-Gap" NATO und Warschauer Pakt direkt gegenüberstanden.

PA-5

Wir erkundeten die Grenzanlagen der DDR, die über die Jahrzehnte hinweg immer unüberwindbarer gesichert wurden.

Beim anschließenden Museumsbesuch wurde die Konfrontation zwischen den Militärblöcken im Detail vertieft.

Nach der Mittagspause berichteten uns Zeitzeugen über ihr Leben im Sperrgebiet der DDR in der Nähe von Point Alpha.

Zwar habe das SED-Regime darauf geachtet, dass es den Bürgern nicht an elementaren Dingen mangelte, so dass Lebensmittel und Wohnraum erschwinglich gehalten wurden. Höhere Schulbildung und Studium aber standen nur demjenigen offen, der eine regimefreundliche Einstellung zeigte.

Diese musste z.B der katholische Helmut H. (Jg. 1944) nachweisen, indem er 1963 in die SED eintrat. Denn nachdem sein älterer Bruder 1962 in den Westen geflohen war, wäre ihm sonst die höhere Schulbildung sowie das spätere Studium verwehrt geblieben. Er selbst bezeichnete sich als "Diener zweier Herren", da die SED-Mitgliedschaft in deutlichem Widerspruch zu seiner katholischen Haltung stand. Betroffenheit löste er aus, als er berichtete, dass sein vermeintlich bester Freund im Auftrag der Stasi Berichte über ihn angefertigt hatte.


Klaus T. (Jg. 1944) hingegen konnte als Sozialarbeiter für die Caritas (soziale Hilfsorganisation der katholischen Kirche) einigen Menschen im Sperrgebiet helfen, so zum Beispiel Jugendlichen, die nach gescheitertem Fluchtversuch und Gefängnisaufenthalt nicht zu ihren Familien zurückkehren durften. Zudem habe er Eltern geholfen, denen die Kinder entzogen worden waren, weil sie diese, so die Sprachregelung, "nicht sozialistisch erzogen" hätten.

Auch Herr T. las aus seiner Stasi-Akte vor und bekannte, dass er für sein weiteres Leben lieber nicht nachforschen wolle, wer aus seinem Umfeld über ihn berichtet hat.


Die Zeitzeugen wünschten unseren Schülerinnen und Schülern, dass ihnen in ihrem weiteren Leben solche Erlebnisse erspart bleiben, und forderten sie dazu auf, für Freiheit und Demokratie einzutreten.


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